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Dr.
Eduard Konrad Zirm
Gemälde, Familienbesitz
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Am
18. März 1863 wurde Eduard Konrad Zirm in Wien geboren. Auf
Grund des frühen Ablebens seines Vaters war seine Mutter
Luise, die stetige, fürsorgende und aufopfernde Konstante
seiner Jugend. Sie verbarg für das Wohl ihrer Kinder, Eduard
Konrad
und Adele den rauhen Alltag so gut es ging. Doch sobald
Eduard
Konrad alt
genug war, um Nachhilfestunden zu geben, unterstützte er
Mutter und Schwester finanziell so weit es ihm möglich war.
Es sollte eines seiner größten Freuden, werden für
Mutter und Schwester sorgen zu können.
Nach dem Besuch des Schottengymnasiums,
in dem auch Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz die
Schulbank drückte, war ihm die Laufbahn zum Chirurgen nicht
sofort vorbestimmt. Eher trachtete der junge Mann nach einem Dasein
zum Bildhauer oder Schriftsteller.
Dann fiel die Wahl doch auf die Medizin, er studierte an der Medizinischen
Fakultät der Universität Wien. Zwei Jahre arbeitete
er am anatomischen Institut als Demonstrator. Dies verlieh ihm
anatomische Kenntnisse und das räumliche Sehen. Den jungen
Arzt zog es zur Chirurgie. Doch wusste er noch nicht genau wohin.
Er traf seinen Freund Haidenthaller im Hof des Allgemeinen Krankenhauses.
Besagter Freund erwähnte, er wolle an die Augenklinik Stellwag
als Hilfsarzt gehen. Der Freund ließ der Idee nie die Tat
folgen.
Dr. Eduard
Konrad
Zirm schrieb in seinen Erinnerungen:
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Luise
Zirm,
seine von ihm hoch verehrte Mutter
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„Immer
war ich ein Mensch von rascher Entschlußkraft, bis heute
noch. Ich ging am nächsten Tag auf die Augenklinik und blieb
dort picken.“
Nach
seiner Promotion zum Dr. med. war er Augenarzt an der Zweiten
Wiener Augenklinik und erster Assistent von Prof. Stellwag. Sein
Lehrer Prof. Theodor Billroth, war einer seiner größten
Förderer; Dr. Zirm schreibt:
"Mein
Sehnen und Trachten war die Laufbahn des Chirurgen. Billroth mein
Ideal."
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Zweite
Wiener Augenklinik, Dr. Zirm, 1. Reihe dritter von rechts - Bild:
Familienbesitz |
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1892
wurde dem noch nicht Dreißigjährigen eine Stelle in
Olmütz, Mähren angeboten. Wie stets in seinem Leben
zauderte er nicht, auch wenn ihm der Gedanke, wie andere Kollegen
nach Amerika auszuwandern, schon unterkam, und ging in die damalige
kaiserliche Provinz.
Die Zustände und Voraussetzungen, die er vorfand, waren denkbar
schlecht und niemand ahnte, daß er nur wenige Jahre später
eine revolutionäre Wende in der Augenchirurgie herbeiführen
würde. Es waren zwanzig Jahre vergangen, seit in der Stadt
an der March, die chirurgische Lehranstalt, damals Teil der k.k.
Franzensuniversität, ihre Pforten geschlossen hatte.
Noch unter der Residenz des Domherrn und an der Stelle, an der
später das Elisabethinum errichtet wurde, befand sich die
Krankenanstalt. Dr. Emilian Mick, damaliger Primar der Inneren
Abteilung erkannte das Streben des jungen Kollegen und setzte
durch, daß ihm schon 1894 als Ordinarius die Behandlung
der Augenkranken übertragen wurde.
Dr. Eduard Konrad Zirm befand jedoch die alten, lichtschwachen
und unhygienischen Räume nicht als angemessenen Platz, um
das Augenlicht wieder herzustellen. Im Olmützer Armenhaus
fand er einen besseren Raum. Durch seine ermutigenden Ergebnisse
wurde in die Pläne der auf dem Tafelberg geplanten neuen
Landeskrankenanstalt eine eigene Augenabteilung aufgenommen.
Am 4. Juli feierte Eduard Konrad Zirm nicht den amerikanischen
Unabhängigkeitstag, sondern den Beschluss des mährischen
Landesausschusses, einen eigenen Augenpavillon für 120 Betten
zu bauen.
Die Bettenzahl mußte in kürzester Zeit auf 156 erhöht
werden und Olmütz bekam die für viele Jahre modernste,
im deutschsprachigen Raum größte, Augenheilanstalt
Europas.
Der
Wiener Arzt war damals sehr populär, denn da es noch keine
Krankenkassen gab, behandelte er Patienten, die wenig oder gar
kein Geld für derartige Eingriffe hatten, kostenlos.
In
seinen Olmützer Jahren von 1894 bis 1928 hat Dr. Zirm 7866
Staroperationen durchgeführt. Für diese Leistung stand
ihm nur ein kleiner Mitarbeiterstab zur Verfügung. Er führe
zahlreiche weitere Hornhautverplanzungen (Keratoplasik) durch
und entwickelte seine Technik weiter. Keratoplastik bedeutet Verpflanzung
der Hornhaut. Dabei wird die undurchsichtig gewordene Hornhaut
des Auges wieder durchsichtig gemacht.
Als
Ausgleich zur beanspruchenden chirurgischen Arbeit, die er ambidext,
also je nach Lage des Auges des Patienten mit beiden Händen
durchführte, widmete er sich der Gartenarbeit und der Imkerei. |
Die
von Dr. Zirm entworfene Familienvilla in Olmütz
Bild: Familienbesitz |
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Der
Gärtner Dr. Zirm mit Sohn Eduard und Schwiegertochter Rosemarie
und reicher Ernte.
Bild: Familienbesitz
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Weitere
Leidenschaften des begabten Arztes waren das Geigenspiel für
sich selbst und bei der Hausmusik von Frau und Kindern begleitet;
sowie das Dichten und Schreiben.
Nach
34jähriger Arbeit wurde er im damaligen Tschechenstaat mitten
aus unvollendet gebliebenen wissenschaftlichen und klinischen
Arbeiten pensioniert.
Der
Entdecker starb am 5. März 1944 in Olmütz. Nach dem
Krieg wurde er in die Steiermark, nach Graz, wo seine beiden Söhne
Dr. Dr. Konrad Zirm und Dr. Eduard Zirm wohnten, überführt.
Er konnte nicht in der von ihm für seine letzte Ruhestätte
vorgesehene Urnengruft, im geliebten Garten seines Hauses, zur
Ruhe kommen, sondern ruht neben seiner geliebten Frau Irene am
St.-Peter-Friedhof.
Viele
Pioniertaten großer Ärzte werden erst Jahrzehnte später
anerkannt. So auch die Operationsmethode Dr. Zirms. Sie wurde
zunächst im Ausland angewandt und weiterentwickelt. In der
Sowjetunion gab es nach der Oktoberrevolution einen besonderen
Nachholbedarf im augenärztlichen Bereich. Wladimir Petrowitsch
Filatow führe noch zu Lebzeiten Dr. Zirms zahlreiche Hornhauttransplantationen
durch.
Unter
den zahlreichen Nachfahren sind ein Sohn und vier Enkel Ärzte:
Sein ältester Sohn Dr. Dr. med. Konrad Zirm.
Sein
Enkel Univ.-Prof. Dr. Mathias
Zirm tritt in die Fußstapfen seines erfolgreichen
Großvaters und bereichert die Welt der Medizin durch seine
Glanzleistungen. Im November 2001 erhielt er, im Oratorium der
Österreichischen Nationalbibliothek, die Ehrenmedaille für
Wissenschaft und Kunst der Österreichischen Albert-Schweitzer-Gesellschaft.
Die anerkannte Institution würdigt den Augenarzt für
sein Lebenswerk, das durch sein soziales Engagement – ORBIS-Projekt,
in dessen Rahmen er in China zahllose kostenlose Eingriffe und
Einschulungen machte – ergänzt wird.
Mehr unter www.zirm.net
Sein
Enkel Prim. Dr. Bernd Zirm leitet das Landeskrankenhaus
Bad Radkersburg.
Sein
Enkel Martin Terplan, MD
Sein
Enkel Peter Terplan, MD
Sein
Urenkel Mischka Terplan, MD
Nachkommen Dr. Zirms, Graz Herbst 1949 - Bild:
Familienbesitz
Das
Familiengrab in Graz
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