Dr. Eduard Konrad Zirm - 1863 bis 1944
Die Geschichte des Augenarztes
 


Dr. Eduard Konrad Zirm
Gemälde, Familienbesitz


Am 18. März 1863 wurde Eduard Konrad Zirm in Wien geboren. Auf Grund des frühen Ablebens seines Vaters war seine Mutter Luise, die stetige, fürsorgende und aufopfernde Konstante seiner Jugend. Sie verbarg für das Wohl ihrer Kinder, Eduard Konrad und Adele den rauhen Alltag so gut es ging. Doch sobald Eduard Konrad alt genug war, um Nachhilfestunden zu geben, unterstützte er Mutter und Schwester finanziell so weit es ihm möglich war.

Es sollte eines seiner größten Freuden, werden für Mutter und Schwester sorgen zu können.
Nach dem Besuch des Schottengymnasiums, in dem auch Nobelpreisträger Prof. Dr. Konrad Lorenz die Schulbank drückte, war ihm die Laufbahn zum Chirurgen nicht sofort vorbestimmt. Eher trachtete der junge Mann nach einem Dasein zum Bildhauer oder Schriftsteller.

Dann fiel die Wahl doch auf die Medizin, er studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien. Zwei Jahre arbeitete er am anatomischen Institut als Demonstrator. Dies verlieh ihm anatomische Kenntnisse und das räumliche Sehen. Den jungen Arzt zog es zur Chirurgie. Doch wusste er noch nicht genau wohin. Er traf seinen Freund Haidenthaller im Hof des Allgemeinen Krankenhauses. Besagter Freund erwähnte, er wolle an die Augenklinik Stellwag als Hilfsarzt gehen. Der Freund ließ der Idee nie die Tat folgen.
Dr. Eduard Konrad Zirm schrieb in seinen Erinnerungen:

 


Luise Zirm,
seine von ihm hoch verehrte Mutter


 

„Immer war ich ein Mensch von rascher Entschlußkraft, bis heute noch. Ich ging am nächsten Tag auf die Augenklinik und blieb dort picken.“

Nach seiner Promotion zum Dr. med. war er Augenarzt an der Zweiten Wiener Augenklinik und erster Assistent von Prof. Stellwag. Sein Lehrer Prof. Theodor Billroth, war einer seiner größten Förderer; Dr. Zirm schreibt:

"Mein Sehnen und Trachten war die Laufbahn des Chirurgen. Billroth mein Ideal."



Zweite Wiener Augenklinik, Dr. Zirm, 1. Reihe dritter von rechts - Bild: Familienbesitz
         

1892 wurde dem noch nicht Dreißigjährigen eine Stelle in Olmütz, Mähren angeboten. Wie stets in seinem Leben zauderte er nicht, auch wenn ihm der Gedanke, wie andere Kollegen nach Amerika auszuwandern, schon unterkam, und ging in die damalige kaiserliche Provinz.
Die Zustände und Voraussetzungen, die er vorfand, waren denkbar schlecht und niemand ahnte, daß er nur wenige Jahre später eine revolutionäre Wende in der Augenchirurgie herbeiführen würde. Es waren zwanzig Jahre vergangen, seit in der Stadt an der March, die chirurgische Lehranstalt, damals Teil der k.k. Franzensuniversität, ihre Pforten geschlossen hatte.
Noch unter der Residenz des Domherrn und an der Stelle, an der später das Elisabethinum errichtet wurde, befand sich die Krankenanstalt. Dr. Emilian Mick, damaliger Primar der Inneren Abteilung erkannte das Streben des jungen Kollegen und setzte durch, daß ihm schon 1894 als Ordinarius die Behandlung der Augenkranken übertragen wurde.

Dr. Eduard Konrad Zirm befand jedoch die alten, lichtschwachen und unhygienischen Räume nicht als angemessenen Platz, um das Augenlicht wieder herzustellen. Im Olmützer Armenhaus fand er einen besseren Raum. Durch seine ermutigenden Ergebnisse wurde in die Pläne der auf dem Tafelberg geplanten neuen Landeskrankenanstalt eine eigene Augenabteilung aufgenommen.
Am 4. Juli feierte Eduard Konrad Zirm nicht den amerikanischen Unabhängigkeitstag, sondern den Beschluss des mährischen Landesausschusses, einen eigenen Augenpavillon für 120 Betten zu bauen.
Die Bettenzahl mußte in kürzester Zeit auf 156 erhöht werden und Olmütz bekam die für viele Jahre modernste, im deutschsprachigen Raum größte, Augenheilanstalt Europas.

Der Wiener Arzt war damals sehr populär, denn da es noch keine Krankenkassen gab, behandelte er Patienten, die wenig oder gar kein Geld für derartige Eingriffe hatten, kostenlos.

In seinen Olmützer Jahren von 1894 bis 1928 hat Dr. Zirm 7866 Staroperationen durchgeführt. Für diese Leistung stand ihm nur ein kleiner Mitarbeiterstab zur Verfügung. Er führe zahlreiche weitere Hornhautverplanzungen (Keratoplasik) durch und entwickelte seine Technik weiter. Keratoplastik bedeutet Verpflanzung der Hornhaut. Dabei wird die undurchsichtig gewordene Hornhaut des Auges wieder durchsichtig gemacht.

Als Ausgleich zur beanspruchenden chirurgischen Arbeit, die er ambidext, also je nach Lage des Auges des Patienten mit beiden Händen durchführte, widmete er sich der Gartenarbeit und der Imkerei.



Die von Dr. Zirm entworfene Familienvilla in Olmütz
Bild: Familienbesitz
 


Der Gärtner Dr. Zirm mit Sohn Eduard und Schwiegertochter Rosemarie und reicher Ernte. Bild: Familienbesitz
         

Weitere Leidenschaften des begabten Arztes waren das Geigenspiel für sich selbst und bei der Hausmusik von Frau und Kindern begleitet; sowie das Dichten und Schreiben.

Nach 34jähriger Arbeit wurde er im damaligen Tschechenstaat mitten aus unvollendet gebliebenen wissenschaftlichen und klinischen Arbeiten pensioniert.

Der Entdecker starb am 5. März 1944 in Olmütz. Nach dem Krieg wurde er in die Steiermark, nach Graz, wo seine beiden Söhne Dr. Dr. Konrad Zirm und Dr. Eduard Zirm wohnten, überführt. Er konnte nicht in der von ihm für seine letzte Ruhestätte vorgesehene Urnengruft, im geliebten Garten seines Hauses, zur Ruhe kommen, sondern ruht neben seiner geliebten Frau Irene am St.-Peter-Friedhof.

Viele Pioniertaten großer Ärzte werden erst Jahrzehnte später anerkannt. So auch die Operationsmethode Dr. Zirms. Sie wurde zunächst im Ausland angewandt und weiterentwickelt. In der Sowjetunion gab es nach der Oktoberrevolution einen besonderen Nachholbedarf im augenärztlichen Bereich. Wladimir Petrowitsch Filatow führe noch zu Lebzeiten Dr. Zirms zahlreiche Hornhauttransplantationen durch.

Unter den zahlreichen Nachfahren sind ein Sohn und vier Enkel Ärzte:
Sein ältester Sohn Dr. Dr. med. Konrad Zirm.

Sein Enkel Univ.-Prof. Dr. Mathias Zirm tritt in die Fußstapfen seines erfolgreichen Großvaters und bereichert die Welt der Medizin durch seine Glanzleistungen. Im November 2001 erhielt er, im Oratorium der Österreichischen Nationalbibliothek, die Ehrenmedaille für Wissenschaft und Kunst der Österreichischen Albert-Schweitzer-Gesellschaft.
Die anerkannte Institution würdigt den Augenarzt für sein Lebenswerk, das durch sein soziales Engagement – ORBIS-Projekt, in dessen Rahmen er in China zahllose kostenlose Eingriffe und Einschulungen machte – ergänzt wird.
Mehr unter www.zirm.net

Sein Enkel Prim. Dr. Bernd Zirm leitet das Landeskrankenhaus Bad Radkersburg.

Sein Enkel Martin Terplan, MD

Sein Enkel Peter Terplan, MD

Sein Urenkel Mischka Terplan, MD


Nachkommen Dr. Zirms, Graz Herbst 1949 - Bild: Familienbesitz



Das Familiengrab in Graz

 
 
 
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